Heidelberger Poetikdozentur 2014
W I L H E L M G E N A Z I N O

Wilhelm Genazino | Foto: Peter-Andreas Hassiepen
Wilhelm Genazino wurde am 22. Januar 1943 in Mannheim geboren. Nach dem Abitur und einem Volontariat bei der Heidelberger »Rhein-Neckar-Zeitung« studierte er Germanistik, Philosophie und Soziologie in Frankfurt am Main. Nach einer Phase als freier Journalist, in der er unter anderem Redakteur bei der Frankfurter Satire-Zeitschrift »Pardon« war, ist er (seit Anfang der 1970er-Jahre) als freiberuflicher Schriftsteller tätig. Wilhelm Genazino lebte von 1970 bis 1998 in Frankfurt am Main, von 1998 bis 2004 in Heidelberg, seitdem wieder in Frankfurt.
Seinen Durchbruch als Schriftsteller hatte Wilhelm Genazino mit der »Abschaffel«-Trilogie (1977), die das gewöhnliche Leben eines kleinen Angestellten schildert. Phänomenologien des Alltags, gesehen durch die Brille eines autobiographisch gefärbten Ich-Erzählers, entwerfen alle seine Romane, wobei das vermeintlich »Normale« ins Absurde, mitunter auch Wahnhafte umzuschlagen pflegt. Die Welten Wilhelm Genazinos sind das Angestelltenmilieu der 1970er-Jahre, die Künstler- und Intellektuellenzirkel der 1990er- bis in die 2000er-Jahre und das kleinbürgerliche Ambiente der 1950er, die eigene Kindheit.
Alle seine Helden sind Beobachtungskünstler, die sich aus der Flut der Eindrücke Einzelnes, auf den ersten Blick Banales, herausgreifen und es einer minutiösen, tiefgründigen Betrachtung unterziehen. Wilhelm Genazinos charakteristischer »gedehnter Blick« gebiert Momentaufnahmen, die ebenso skurril wie philosophisch sind. Seine Literatur verweigert die Illusion, es gäbe ein befreites Leben jenseits des Mittelmaßes, und doch beschwört sie eindringlich das Glück im Kleinen.
Werke (Auswahl)
Abschaffel. Roman-Trilogie (1977), Die Ausschweifung (1981), Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz (1989), Die Kassiererinnen (1989), Der gedehnte Blick (1999), Ein Regenschirm für diesen Tag (2001), Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman (2003), Die Liebesblödigkeit (2005), Die Belebung der toten Winkel. Frankfurter Poetikvorlesungen (2006), Mittelmäßiges Heimweh (2007), Das Glück in glücksfernen Zeiten (2009), Wenn wir Tiere wären (2011), Idyllen in der Halbnatur. Essays und Reden (2012), Tarzan am Main. Spaziergänge in der Mitte Deutschlands (2013)
Auszeichnungen (unter anderem)
1990: Literaturpreis der Stadt Bremen
1995: Solothurner Literaturpreis
1998: Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie
der Schönen Künste
2001: Kranichsteiner Literaturpreis
2004: Georg-Büchner-Preis
2007: Kleist-Preis
2013: Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor
Programm
Freitag, 23. Mai 2012, 16.00 Uhr
Die Liebesblödigkeit
Idyllen in der Halbnatur
Lesung mit Wilhelm Genazino anlässlich der Heidelberger Poetikdozentur 2014
im Rahmen der 20. Heidelberger Literaturtage
Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz
Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 7 Euro
Dienstag, 27. Mai 2014, 19:00 Uhr
Furcht und Zittern der Überempfindlichen – Die Angst vor der Penetranz des Wirklichen
Erste Poetikvorlesung mit Wilhelm Genazino
Einführung: Privatdozentin Dr. Friederike Reents, Universität Heidelberg, Germanistisches Seminar
Alte Universität, Aula
Grabengasse 1 ∙ 69117 Heidelberg
Eintritt frei
Dienstag, 3. Juni 2014, 19:00 Uhr
Das vermisste Zuhause – Die verschwundene und doch nicht verlorene Heimat
Zweite Poetikvorlesung mit Wilhelm Genazino
Neue Universität, Hörsaal 13
Grabengasse 3 ∙ 69117 Heidelberg
Eintritt frei
Mittwoch, 4. Juni 2014, 19:30 Uhr
Wenn wir Tiere wären
Der gedehnte Blick
Lesung Wilhelm Genazino
Kulturhaus Karlstorbahnhof
Am Karlstor 1, 69117 Heidelberg
Dienstag, 10. Juni 2014, 19:00 Uhr
Das Eine folgt richtig auf das Andere – Die Form oder wie etwas in die Welt tritt
Dritte Poetikvorlesung mit Wilhelm Genazino
Neue Universität, Hörsaal 13
Grabengasse 3 ∙ 69117 Heidelberg
Eintritt frei
michaela.kopp-marx@gs.uni-heidelberg.de
Die Heidelberger Poetikdozentur wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Heidelberg. Wir danken unseren Sponsoren Peter und Karin Koepff.