Der Biograph des Komponisten. Unzuverlässiges Erzählen in Thomas Manns Roman "Doktor Faustus" (1947)

Monographie-Projekt für die Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

 

Thomas Mann in Los Angeles
Thomas Mann in Los Angeles.Lizenz: Los Angeles Daily News, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

Thomas Manns Roman Doktor Faustus schildert das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde. Dieser Freund ist der Latein- und Geschichtslehrer Serenus Zeitblom, der sich in vielerlei Hinsicht als ein unzuverlässiger Erzähler entpuppt. Die geplante narratologische Studie untersucht die unterschiedlichen Facetten dieses unzuverlässigen Erzählens, beleuchtet Zeitbloms politische Haltung und problematisiert den Realitätsstatus des Teuflischen in der erzählten Welt. Es wird diskutiert, ob Zeitblom eine Biographie oder einen Roman über Leverkühn schreibt, und gefragt, in welchem Verhältnis die literarische Leitmotivik zum unzuverlässigen Erzählen steht.

Dabei interessiert sich die Studie dafür, was Zeitblom missversteht und was er bewusst verfälschend darstellt. Teils entgehen ihm Tatbestände, teils versucht er, Dinge in euphemistischer Absicht zu vertuschen. In diesem Zusammenhang widmet sich die Untersuchung Leverkühns Heiratsabsichten, Schwerdtfegers stellvertretender Brautwerbung und Zeitbloms Mutmaßungen. Um was für einen Text es sich bei dem von Leverkühn verfassten Teufelsgespräch eigentlich handelt, wird ebenso analysiert wie die Verfahren, mit denen Zeitblom Leverkühns Musik erzählend verweltanschaulicht und politisiert.

 

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Letzte Änderung: 02.02.2023
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